Bei einer Zeitenwende bekommen nicht alle die Kurve
Ein Kommentar von Peter Roos zum Paradigmenwechsel in der Führung.
Führung ist kein Privileg, sondern eine Dienstleistung an den Mitarbeitenden in den Unternehmen. Dieser Paradigmenwechsel erfordert von Managerinnen und Managern im Hinblick auf die tägliche Führungsarbeit eine Neuausrichtung. Bei einem solchen Mindshift gilt es vor allem Prestige und Statusdenken hintenanzustellen.
Auch verändert die aktuelle Entwicklung die Wahrnehmung von „Management“ in der Öffentlichkeit. Traditionelle Wege in Richtung Führungspersönlichkeit wurden bis dato für isolierte und stark hierarchisch strukturierte Rollen konzipiert, deren Dreh- und Angelpunkt eine enge, funktionale und sachorientierte Expertise war. Führungskräfte von morgen haben jedoch vor allem die Aufgabe ihren Mitarbeitenden zu dienen und nicht umgekehrt. Führung und Unternehmenserfolg realisieren sich am Ende nämlich immer über die Geführten!
Wie im Schwerpunkt der Januar-Ausgabe des Harvard Business manager jüngst zu lesen war, steht das Topmanagement am Beginn einer Zeitenwende. Die Rollen von Spitzenführungskräften werden neu definiert, veränderte Karrieremuster sind zu beobachten und neue Merkmale und Fähigkeiten bestimmen die Leadership-Skills der Zukunft und somit auch das damit einhergehende Mindset der Protagonisten.
Mein Leitmotiv für den Aufbruch in das neue Zeitalter der Führung lautet „Erfüllung statt Karriere“! Im Zentrum dieses Gedankens steht, dass es für eine Führungskraft stets wichtiger sein sollte zu lernen und zu wachsen, wichtiger als es bequem zu haben, gut dazustehen und sich auf einer einmal erreichten, statussymbolträchtigen Spitzenposition auszuruhen, um vornehmlich sein Ego zu bedienen.
Deshalb müssen Leitsätze für die Gestaltung menschlicher Beziehungen nicht nur auf den obersten Führungsetagen, sondern überall im Berufsleben, wie im Leben überhaupt, ganz selbstverständlich angewendet werden, so dass sie zum persönlichen Wachstum eines jeden beitragen.
Erfolgreiche Führungskräfte werden daher Karriere eher als „Mission“, also als Auftrag und verpflichtende Aufgabe ansehen müssen, statt sie vornehmlich aus Eigennutz zu betreiben. Eine Mission, die darin besteht, sich als Führungskraft neben der unternehmerischen Verantwortung – Umsatz- und EbIT-Wachstum – jederzeit auch für den Gesamtzustand des ökologischen, sozialen und gesellschaftlichen Systems zuständig zu fühlen.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die richtige Mischung aus Sinn, Impact und Profitabilität für einen Topmanager zwar einerseits die größte Herausforderung, aber andererseits – wenn es denn funktioniert – auch die größte Erfüllung ist.
Wir haben also allen Grund, uns auf die Zeitenwende in der Führung zu freuen!