Peter Roos: „Agilität braucht dienende Führung“
„Die Führungskraft dient dem Team und nicht umgekehrt!“
Jetzt mal ganz ehrlich und Hand aufs Herz: Wer von Euch hat beim Lesen dieses Satzes gerade Störgefühle bekommen? Oder vielleicht sogar den Kopf geschüttelt oder die Nase gerümpft?
Tatsächlich ist es doch so, dass man als Chefin oder Chef mit Statements wie diesen noch vor gar nicht allzu langer Zeit in den Führungsetagen nicht nur Kopfschütteln, sondern auch reichlich Hohn und Spott geerntet hätte. Aber selbst heutzutage begegnen viele Unternehmenslenker dem Mindset der „dienende Führung“ mit Befremden.
Auch wenn in der Geschäftswelt seit Jahren eine regelrechte Agilitäts-Hysterie entbrannt ist, so fehlt es vielen Vorgesetzten – bis hinauf ins Top-Management – immer noch am Verständnis dafür, was eigentlich das entscheidende Merkmal einer agilen Führungskraft ist und wie sich komplexe Transformationsvorhaben im Unternehmen am besten bewerkstelligen lassen.
Tatsache ist, wirklich agile Chefinnen und Chefs sehen ihre Führungsrolle heutzutage vorrangig als wachstumsfördernde Dienstleistung an der Weiterentwicklung ihrer Mitarbeitenden. Solche Vorgesetzte wandeln sich also von autoritären „Befehlsherren“ zu smarten „Ermöglichern“ und ihr Führungsstil und -verständnis transformiert sich sozusagen von Kommandos zu Coaching.
Ich will keinen Hehl daraus machen: Für viele gestandene C-Level-Manager meiner Generation, also 55+, aber auch für viele der jüngeren Führungskräfte kommt ein solcher Entwicklungsschritt einem Quantensprung gleich.
Aber: Wenn notwendige Transformationsvorhaben in den Unternehmen in der gebotenen Schnelligkeit und Qualität gelingen sollen, muss das angestammte Verständnis von Führung und das tradierte Gesetz der Hierarchie – „Ober sticht Unter“ – über den Haufen geworfen werden. Ein einfaches Update des Denkens reicht da oft nicht aus, es braucht dann schon vielmehr einen fundamentalen Mindshift. Ergo: Die Chefin bzw. der Chef muss dem Team dienen und nicht umgekehrt!